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Gekürzter Bericht über Bauuntersuchungen
am Schloss Sargans 1969–2001.

Falls Sie Anmerkungen vermissen:
Anfragen betreffend Quellen oder
Literatur-Hinweisen beantworte ich gerne.

Dienstag, 7. August 2007

Das Letzte zuerst:

Wie in der Einleitung erwähnt, habe ich mich zwischen 1964 und 2001 immer wieder mit dem Schloss Sargans beschäftigt. 1964 hatte ich Franziska Knoll-Heitz bei der Nachgrabung im Verlies geholfen und so meine ersten archäologischen Erfahrungen gemacht.

Dem Mauergeviert, das seit 1900 als Rest eines Vorgängerbaues angesehen wurde (Probst), galt 2005 eine erneute Untersuchung, weil ein Teil des Mauerwerks eingestürzt war. Im Auftrag der St. Galler Kantonsarchäologie hat Hermann Obrist von der IGA Zürich den Befund neu aufgenommen und studiert. Dabei konnte er feststellen, dass das dünne Südmäuerchen an die Turm-Südmauer angebaut ist. Dort, wo das Mauerwerk eingestürzt war, kam dahinter eine Mauerfront mit Fugenstrich-Verputz zum Vorschein. Fazit seiner Untersuchungen: Sie «haben gezeigt, dass das Mauergeviert im Zusammenhang mit dem Bau des Bergfrieds zu sehen ist; es könnte sich dabei um eine technische Installation handeln. Damit kann die These, dass das Geviert älter als der Turm sei, nicht länger aufrecht erhalten werden.»

Und wenn die Turm-Südmauer im unteren Bereich (unterhalb des Tuffquadermauerwerks) älter ist als der Turm, und die drei anderen Seiten von gleicher Stärke waren wie die Südmauer? Das ergibt einen Grundriss, dem wir z.B. auf der Habsburg, dem Müstairer «Eginoturm» und vielen anderen Bauten des 12. Jahrhunderts begegnen – und den wir schliesslich auch in den oberen Geschossen des Sarganser Bergfrieds wieder antreffen. So versteht man nämlich, weshalb die beiden dünnen Mäuerchen unter die Westmauer hinein ziehen. Die Mäuerchen sind so dünn, weil es sich um einen Einbau in einen grösseren Rechteckbau handelt. Wenn das Mauergeviert ein Einbau in einen grösseren Raum war, fragt man sich, weshalb nicht einfach ein Mauerwinkel hineingesetzt wurde. Wozu die Vormauerung im Süden? Weil man ein Auflager für ein Tonnengewölbe brauchte?


Die Breite der Nordmauer ist nicht bekannt; soweit sie erhalten ist, schliesst sie an den gewachsenen Fels an. War es ein Raum, in welchem mit offenem Feuer gearbeitet wurde (Küche, mit Ausguss/Fenster nach Süden?) oder ein sicheres, unfreundliches «Gästezimmer» mit schmalem Schartenfenster?


Für den neuen Turm wurden die Aussenmasse des Vorgängerbaues übernommen, jedoch die West- Nord- und Südseite in gut doppelter Stärke neu aufgebaut. Hier setzt das Tuffquadermauerwerk auch tiefer an als im Süden. Vermutlich sind Teile der alten Giebelmauern in das Tuffmauerwerk einbezogen. Die Südostecke aussen war 1969 auf eine Höhe von 3.60 m als Bruch- und Bollensteinmauerwerk sichtbar.

Ich halte «damit die These, dass das Geviert älter als der Turm sei», weiterhin aufrecht.

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